Noch ein Text über Essen und seine Wirkung auf Beziehungen *g*. Es hätte auch lecker werden können, vielleicht beim nächsten Mal. Entstand übrigens in an demselben Nachmittag, wie der Gewürztext.
Ahle Worscht, Tomaten, Eier, Pecorino, Mozzarella, Mangochutney
Immer wenn er Paris erwähnt, muss ich an das Restaurant-Desaster denken. Tausende gibt es in Paris. Bistros jeder Couleur. Restaurants aller Nationen. Wohin lud Holger mich ein? In einen dieser typisch Touriimbisse. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass es solche schäbigen Etablissements in dieser mondänen Stadt überhaupt gab. Holger hatte es mit seinem untrüglichen Gespür fürs Banale gefunden. Wie ein Bluthund, der die Ahle Worscht einen Kilometer gegen den Sturm riechen kann.
Ich wehrte mich mit Händen und Füßen. Holger, der die stoische Ruhe eines Bernhardiners hat, um bei den Hundevergleichen zu bleiben, ließ sich nicht abbringen. Mit größter Skepsis bestellte ich ein Omelette aus drei Eiern mit verschiedenen Käsesorten, Tomatensalat und ein Glas Weißwein. Zumindest bei dem Wein könnte nichts schiefgehen, dachte ich. Bis der schmierige Typ, der die Bezeichnung Kellner nicht verdiente, das Glas vor mir abstellte. Es war unsauber, und auf dem Getränk, dass eher ein Gebräu war, schwamm Kork. Mein erster Impuls war mich zu beschweren. Als ich die glasigen Augen des „Kellners“ sah, unterließ ich es.
Endlich wurde das Omelette serviert. Ich rechnete kaum noch damit und wurde enttäuscht. Es gab weder den angekündigten Pecorino noch den Mozzarella. Den Tomatensalat hatten sie ersatzlos gestrichen. Stattdessen hatte jemand einen Löffel Mangochutney auf den Teller geschüttet. Ich sagte Holger, dass in diesem Bistro so einiges stank, und nicht nur das Essen, das vom süßlichen Duft des Hanfs aus der Küche überdeckt wurde.
Im Grunde ist es mir egal, wie chillig das Küchenpersonal drauf ist, aber dies Omelette war der Hohn. Holger zuckte die Schultern.
„Stell dich nicht so an“, sagte er und säbelte an einer Schuhsohle herum, die als Schnitzel deklariert wurde.
Es hatte keinen Zweck mit Holger zu streiten. Kulinarische Genüsse gehören nicht zu Holgers Lebensstil. Ich erwähnte das Essen nie wieder.
„Weißt du noch, Paris … “, sagt Holger.
Er starrt auf den Beitrag im Fernsehen. „Spezialitäten von der Seine.“
Ich halte mich nicht für einen Menschen unüberlegter Handlungen, aber das Fass ist voll, der Pool läuft über, der Schlauch platzt. Ich werde Holger ganz chillig verlassen. Den nächsten Zug nach Paris nehmen und mich mit Pierre treffen. Ich lernte ihn in dem hübschen Bistro kennen, direkt neben der Pension, in der wir damals wohnten. Dort wird eine sensationelle Bouillabaisse serviert. Vivere la France! I love Paris.