Gute Tipps um Liebesgeschichten interessant und aufregend zu gestalten 🙂
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49 Konflikte in der Liebe
Posted in Schreibtechniken on 3. Oktober 2015| Leave a Comment »
Schreibkurse oder das Kreuz mit der Fortbildung!
Posted in Über das Schreiben, Schreibtechniken, tagged Akademie, Autor, Überlegungen, Bedürfnisse, Coaching, Dramaturg, Drehbuch, Extras, Fernstudium, Foren, Fortbildung, Fragen, Genre, geschützter Raum, Gespräch, Grundlagen, Inhalte, Kontakt, Kurse, Kursleiter, Lehrer, Lektorat, Online-Kurse, prüfen, Preise, Schreiben, Schriftsteller, Spaß, Verlag, VHS, was brauche ich, was will ich, wo will ich hin on 6. November 2014| Leave a Comment »
Nachdem ich mich einige Tage durchs Internet wühlte, um zu sehen welche Möglichkeiten der Fortbildung es in Bezug auf das Schreiben gibt, und ich damit Freunden und Familie ziemlich auf die Nerven gefallen bin, möchte ich euch etwas an meinen Forschungen teilhaben lassen. (Auf Anraten einer Freundin, die meinte, wenn du dir schon die Arbeit machst, kannst du es auch weitergeben. Recht hat sie!)
Mir ist klar: Schreiben lernt man durch schreiben!
Aber vielleicht geht es einigen von euch wie mir. Du schreibst schon längere Zeit und hast wirklich Spaß daran. Gute Ideen zu Hauff und willst ein Buch schreiben(oder bist gerade dabei). Die Frage steht im Raum: wird es reichen? Spannung, Figuren, Konflikte, Prämisse, Plot, Erzählstränge, Anfang und Ende? (Ich schmeiße die Begriffe einfach mal wahllos dahin – ihr wisst, was ich meine.)
Mit „wird-es-reichen“ meine ich nicht, nur eine Geschichte fertig zu schreiben. Ich bin sicher du (und ich) kannst das! Mit „wird-es-reichen“ meine ich, eine Geschichte zu schreiben, die einen Verlag und von dort zum Leser findet.
Gründe sich der Kunst des Schreibens anzunehmen gibt es viele. Mögen sie am Anfang nach innen gerichtet sein, kommt irgendwann der Punkt, an dem wir uns anderen mitteilen wollen. Zuerst sind das meistens die Familie, Freunde, eine wohlwollende Schreibgruppe.
Mit der VHS (hier sei insbesondere die Frankfurter VHS erwähnt, da selbst getestet), Kulturprojekten (Schreibkurs bei Jannis Plastargias im Blauen Haus, Niederräder Ufer, Frankfurt, war sehr anregend) und privaten Initiativen(meine eigene *ggg* SchreibraumEigenSinn) habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Das Ausprobieren im geschützten Raum ist wichtig und gut! Es hilft uns Mut zu fassen, mit dem, was uns wichtig ist, nach Außen zu gehen, erste Erfahrungen zu sammeln und zu sehen wo Stärken und Schwächen liegen, welche Themen uns besonders am Herzen liegen.
Doch die meisten von uns haben die Erfahrung gemacht, so sehr wir uns auch einreden „nur-aus-Spaß“ zu schreiben, dass daraus zu einem bestimmten Zeitpunkt Ernst wird. Wir wollen unsere Worte nicht nur auf unserem PC/Blatt sehen, sondern gedruckt in einem Buch, auf dem unser Name steht.
Ein Schriftsteller sollte Spaß am Schreiben haben(!!!), aber wer einmal ein Buch, mit seinem Namen darauf und seinen Worten darin, in den Händen hatte, weiß, was für ein wahnsinnig euphorisierendes Gefühl das ist.
Jeder, der sich mit einer Buchveröffentlichung beschäftigt, weiß wie heiß umkämpft der Buchmarkt ist. Ein Manuskript bei einem Verlag unterzubringen ist schwieriger als im Lotto zu gewinnen und sagt noch nichts über die Qualität des Textes aus. Bücher sind, wie Kunst im Allgemeinen, Geschmacksache.
Es stellt sich also für jeden Schreiber irgendwann die Frage: Was fehlt mir (noch), um meine Texte so fit zu machen, dass der Lektor eines Verlages mich unbedingt haben will!?
(In meiner Fantasie spielt sich das etwa so ab: Mitten in der Nacht ruft mich der Lektor einer der größten Fantasy-Verlage an und fragt panisch:
„Sie haben hoffentlich noch keine Angebote von einem anderen Verlag? Mein Boss will sie! Unbedingt. Egal, was es kostet. Außerdem haben wir schon eine Filmfirma, die ihren Stoff verfilmen will.“
Ja, schon gut. Ich werde doch noch träumen dürfen! Kommentar meiner Tochter: Mama, das ist kein Traum, das ist ein Ziel! 🙂 )
Zurück zum Thema Fortbildung. Fernstudieninstitute, die Schreibkurse im Programm haben, sind breit gestreut. Z.B.: ils, sgd, Fernakademie f. Erwachsenenbildung, Hamburger Akademie für Fernstudien, Laudius, um nur einige zu nennen. Dort kann man sich Kataloge mit den Programmen schicken lassen oder sie als PDF-Dateien herunter laden. Die Dauer der Kurse und die Preise sind bei den bekanntesten Instituten in etwa identisch. Der günstigste Anbieter ist Laudius. Woran das liegt, kann ich leider nicht sagen, würde aber empfehlen, vor der Wahl des Instituts die Modalitäten: Preise, Kursdauer, Inhalte, Zusatzleistungen(für manche Kurse gibt es Lektoratsleistungen), Studienmaterial, genau zu prüfen. Beim Institut „Schule des Schreibens“ gibt es einen kostenlosen Lektoratsdienst, wenn man einen Kurs bucht, der Qualität und Marktreife prüft. Die Frage ist: Was brauche ich, was will ich und wo will ich hin?
http://www.bundesakademie.de/
Die Bundesakamdie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel möchte ich euch ebenfalls vorstellen, obwohl es dort nur Präsenzkurse gibt. Aber die Auswahl der Schreibkursthemen ist sehr vielseitig, preislich vernünftig, besonders wenn man die Leistungen bedenkt(!) und es kann sich sehr positiv auswirken einen Tapetenwechsel zu haben und Gleichgesinnte kennenzulernen. Schaut euch einfach mal auf der Seite um.
Bei meinen Forschungen bin ich auch auf einige Online-Kursinstitute gestoßen, die mir von Aufbau und Inhalt besonders zusagten. Einer davon wäre:
http://www.akademie-modernes-schreiben.de/
Es gibt Grundlagen-, Aufbau- und Fortschrittskurse. Außerdem eine Romanakademie, von der Idee zur Fertigstellung plus Lektorat für 250 Romanseiten. Was mir auf dieser Seite gefällt ist, dass es Genre-Kurse gibt(hat man einen Kurs absolviert und möchte einen weiteren belegen, wird der zweite Kurs günstiger!). Dazu Exposé-, Manuskriptcheck und Lektoratsleistungen verschiedener Preisklassen. Die Akademie Modernes Schreiben ist eines der größeren Institute. Informationen über die Kursleiter sind auf der Seite zu finden.
http://www.online-autorenkurse.de/
Der Autorenkurs geht über ein Jahr. (Zwei Mal im Jahr startet ein neuer Kurs.)Schaut euch das Programm an. Die Betreuung von Lea Korte scheint sehr persönlich zu sein, was sehr angenehm sein kann, wenn die Chemie zwischen Kursleiter und Schüler stimmt. Das gilt auch für die nächste Seite.
http://www.kreatives-schreiben.net/
Rainer Wekwerth bietet ein breites Spektrum von Kursen an, von Grundkurs bis Profikurs. Figuren entwickeln, Exposé, Manuskript, Coaching usw. Der Kontakt zum Kursleiter ist telefonisch möglich und bietet die Chance sich beraten zu lassen, welcher Kurs der „Richtige“ ist.
Für Drehbuchschreiber:
http://www.masterschool.de/drehbuch-schreiben
Reine Drehbuchkurse. Präsenz und Online.
http://www.skript-akademie.de/
Interessante Seite! Ein Kurs: Autor/Lektor/Dramaturg und einer: Drehbuch/Roman und besondere Themen, wie serielles Schreiben. Stöbert und falls ihr Fragen habt: anrufen und Leute löchern.
Extras(Exposé, Manuskriptchechs, Lektoratsleistungen, Foren, Schreibtipps per Newsletter usw.) bieten die meisten Online-Kursinstitute an. Bitte vorher genau über Preise informieren, auch was Kursdauer, Inhalte usw. betrifft. Hier gilt: sucht das persönliche Gespräch. Die meisten Kursleiter und Institute (egal ob Online oder Fernakademien) kann man telefonisch erreichen und alle offenen Fragen zum Programm stellen.
Anmerkung:
Ich konnte nur eine kleine persönliche Auswahl treffen. Es gibt sicher noch viele weitere gute Angebote. Ich habe die Auswahl aufgrund meiner Überlegungen, Bedürfnisse und finanziellen Verhältnisse getroffen. Zu einer endgültigen Entscheidung bin ich noch nicht gekommen, aber zwei Angebote haben es in die engere Auswahl geschafft.
Überlegt dir: Was willst du erreichen? Nur zum Spaß schreiben oder einen Schritt weiter gehen und veröffentlichen? Wo stehst du? (Bitte ehrlich sein.) Was brauchst du? (Resultiert aus der Frage vorher.)
Fazit:
Man muss keinen Fernlehrgang oder Onlinekurs machen. Schreiben kann man auch für sich allein oder in einem Schreibkurs. Eine Fortbildung für das Schreiben zu buchen ist keine Garantie ein Buch zu veröffentlichen. Wichtig ist schreiben, schreiben, schreiben.
Der Vorteil eines Fernstudien- oder Onlinekurses ist: du hast einen Lehrer nur für dich, der mit dir arbeitet und dein Ansprechpartner ist. Durch die enge Zusammenarbeit sind Schwachstellen besser zu erkennen. Der Fernlehrer ist objektiv und redet dir nicht nach dem Mund. Das muss du wissen und wollen. Es ist nicht so einfach, wenn sich jemand an deinem Text „vergreift“ und dir deine „Fehler“ aufzeigt. Bietet aber auch eine Chance sich besser einzuschätzen und an sich zu arbeiten. Außerdem kann man von Extraleistungen, zum Beispiel: Lektorat, profitieren.
Expressionistisches Märchenschreiben
Posted in Schreibtechniken, tagged Abenteuer, Bild, Cluster, Kosmonautenromantik, Märchen, Schock, Thema on 25. Oktober 2012| Leave a Comment »
Das expressionistische Märchen führt viele Elemente des romantischen Volksmärchens fort. Z.B.: Zaubersprüche, Verwandlung von Menschen in Tiere und Pflanzen, die Vermenschlichung der Natur, die Aufhebung der Logik von Raum und Zeit.
Allerdings gibt es auch neue Elemente:
- Es berichtet nicht aus der Vergangenheit sondern aus der Zukunft. Statt „es war einmal“ beginnt es mit „es wird einmal sein“.
Aufgabe: Beginnen sie ein expressionistisches Märchen mit den Worten: „Es wird einmal sein, dass…“.
- Das expressionistische Märchen beginnt immer mit einem Schock.
Aufgabe: Entwerfen sie mal ein hässliches Bild in Worten.
- Die Personen des expressionistischen Märchens sind reine Marionetten.
Aufgabe: Entwerfen sie das Psychogramm einer Marionette.
- Es überschreitet die Grenze zur Schauer – und Abenteuererzählung.
Aufgabe: Legen sie sich eine Liste der größten Abenteuer an.
- Der Stil glänzt durch ekstatische Lyrismen und surrealistische Übersteigerungen.
Aufgabe: Sammeln sie die schönsten surrealen Übersteigerungen aus einem aus einem Band surrealistischer Texte.
- Wenn das expressionistische Märchen die Frage nach dem Ursprung des Bösen behandelt, nähert er sich dem „philosophischen Essay“ an.
Aufgabe: Beantworten sie einmal die Frage nach dem Ursprung des Bösen in einem kleinen Märchen.
- Wenn es Humor benutzt, dann nur den schwarzen Humor, das Groteske und die bitterste Satire.
Aufgabe: Verwandeln sie eine übliche Alltagssituation in einem Märchen in eine Situation des schwarzen Humors.
- Modernste Technik, Kosmonautenromantik und spirituelle Fantasien finden im expressionistischen Märchen ihren Platz.
Aufgabe: Stellen sie ein Repertoire ihrer Astralromantik schriftlich vor.
- Sexuelle Konflikte werden im expressionistischen Märchen völlig unverschlüsselt dargestellt. (Die Expressionisten feierten die Freisetzung der Triebe, das Exzessive, das völlige Ausleben des Körperlichen ohne Rücksicht auf die Moral. Der Orgasmus ist der Gipfel der Lebenslust. Z.B.: Elke Lasker-Schüler feiert in ihrem ersten Gedichtband „Styx“ die sexuelle Lust.)
Aufgabe: Beschreiben sie einmal ein Märchen mit einer eindeutigen Szene.
- In seiner extremsten Form zelebriert das expressionistische Märchen den dadaistischen Non-Sens.
Aufgabe: Schreiben sie mit dem Märchencluster ein Non-Sens Märchen.
- Die wichtigsten Themenkreise lauten:
– Der Mensch im Kosmos- angesichts der äußersten Verlassenheit
– Magische Medizin
– Astrale und überweltliche Erfahrung
– Satanische Sexualität
– Politik der Verfremdung
– Dadaistische Heiterkeit
Aufgabe: Wählen sie ein Thema und schreiben sie mit einem Märchencluster einen expressionistischen Text.
- Die expressionistischen Märchen zielen auf einen „utopischen Optimismus“, auf eine Welt „in der der Mensch endlich sein Gleichgewicht gefunden haben wird“, auf das „Paradies auf Erden“, den „Himmel in uns“.
Aufgabe: Schreiben sie ein expressionistisches Märchen, das ganz schwarz anfängt und dann mit dem „Himmel auf Erden“ endet.
Die Aufgaben sind angelehnt und zum Teil wörtlich zitiert aus dem Buch: Kreative Literaturgeschichte, von Lutz von Werder, Klaus Mischon, Barbara Schulte-Steinicke ISBN 3-928878-01-8
Expressionistisches Schreiben II
Posted in Schreibtechniken, tagged Aufbruch, Blau, Cello, Cluster, Georg Grosz, Gold, Idiot, Liebe, Nachtcafe, Psychoanalyse, Wahnsinn on 25. Oktober 2012| 3 Comments »
Bildbeschreibung: Thema Nachtcafe
Von Georg Grozs – Nachtcafe
Betrachtung und Bildbesprechung:
– Wie wirkt das Bild
– Welche expressionistischen Stilelemente
– Was bedeutet Nachtcafe?
Texterfahrung
Nachtcafé vonGottfried Benn
824: Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.
Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.
Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.
Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.
Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.
B-Moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! –
Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. Kaum Duft.
Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.
Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.
Klärung der Aspekte expressionistischer Textarbeit
(Reduktion, Substantivierung, Heterogenisierung, Emotionalisierung, Utopisierung).
Schreibaufgabe nach Cluster oder Imaginationsmethode:
Kernwort bzw. Kernmotiv: Nachtcafe in Berlin. Das Schreiben eines Gedichts zum Thema Nachtcafe gelingt am besten bei einem Besuch eines heutigen Nachtcafes.
Textarbeit:
Überarbeitung des Textes nach Kriterien der expressionistischen Textarbeit – den Sechs!
Textdeutung:
Vorlesen der eigenen Texte in einer Gruppe. Versuch der Textdeutung der eigenen Texte nach biografischen, soziologischen und symbolischen Aspekten.
Zweites Thema: Der Idiot
Der Sturm und Drang, die schwarze Romantik griffen die Darstellung des neurotischen Menschen als literarisches Thema zuerst auf. Der psychologische Roman folgte. Im Expressionismus nahm in der Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse das Thema Wahnsinn/Ichzerfall einen großen Stellenwert, als Protest gegen die kleinbürgerliche Lebensweise, als Engagement für Außenseiter, ein.
Texterfahrung:
Der Idiot von Paul Zech
Mit einem Bild, der tief nach innen horcht,
und in den Fäusten fest die Eisenhacke – :
durchwatet er den gelben Sumpf der Schlacke.
Wie wenn ein Bauer pflügend über den Stoppeln storcht.
Stumm lebt er die Legende vom verlorenen Sohn.
Sein Lachen wuchs nicht auf in Zierstrauch-Gärten.
Was er erfuhr, hieß – : Hunger, Hiebe, Härten
Bis zu dem Tag vor der Kommunion.
An seiner Stirn zerschlug ein Lump den Fuselkrug.
Sein Husten blutet, keucht Tuberkulose
Und macht ihn für die Schicht im Schacht nicht Manns.
Manchmal schwärt Tobsucht quer durch sein Gehirn und
Wie Licht aus einer roten Fensterrose
Nach außen und entmenschlicht ein verwandertes Gesicht.
Fragen zur Textdiskussion
Wie wird die Ursache und Erscheinung der geistigen Umnachtung beschrieben? Was ist der soziale Ort des Wahnsinnigen? Welche Symbole verwendet der der Text? Welche Stilelemente? Welche Elemente expressionistischer Textarbeit kommen in diesem Gedicht vor?
Schreibaufgabe
Nach Cluster und Imagination. Kernwort: Der Wahnsinnige bzw. die Wahnsinnige. Erstellung eines Ur-Textes.
Textarbeit
Berücksichtigung der sechs expressionistischen Kriterien der Textarbeit.
Drittes Thema: Aufbruch
Vorbemerkung:
- Der Expressionismus zeigt in der Entwicklung vieler seiner Autoren die heilende Wirkung expressionistischen Schreibens. Von der narzisstischen Egomanie zur Solidarität.
- Der Expressionismus dokumentiert damit die wichtige Epoche in der Entwicklung der Potenzen in der Poesiegeschichte. Er baut auf Romantik und Neo-Romantik auf, die das Unbewusste für die Poesie entdeckten und leitet über zum Surrealismus, der das Unbewusste weiter erschloss.
Einstimmung ins Thema „Aufbruch“:
Sonne und Licht und die Farben Blau sind die bevorzugten Wunsch – und Utopiemetaphern bei Georg Heym.
„In der Jugendstilschicht der Heymschen Bilderwelt stehen Sonne und Licht-Metaphern für ein imaginäres Glück, für traumhafte Schönheit und erträumten Rausch:
Der Sonnenball hing groß am Himmelsbaum
Und rote Strahlen schoss des Abends Bahn
Auf allen Köpfen lag des Lichtes Traum.
(8,4 Berlin II)
…die Sonne wiegt in träumerischer Luft
Des goldenen Tages Brücke spannt sich weit
Und tönt wie einer großen Leier Ton…
(37,6 und 38,0 Die Heimat der Toten)
Nun zur Bedeutung der Farbe „Blau“ bei G.Heym:
„Bei Heym ist die Farbmetapher blau, wo sie in positiver Funktion gebraucht wird, aufs emphatische mit dem Gefühl des Erhabenen besetzt. Die Substantive das „Blau“ und die „Bläue“ sind abgekürzte Schreibeweisen all dessen, was sich als Utopie eines „festlichen Süds“ in Gedichten wie „Der Tag“ und „An das Meer“ entfaltet:
Palmyras Tempelstaub bläst auf der Wind
Der durch die Hallen säuselt in der Zeit
Des leeren Mittags, wo die Sonne weit
Im Blauen rast…
(53,1 Der Tag)
…Dessen hohen Thron
Am Mittag stand im Licht, der Göttersohn,
Des ungeheuer Glanz das All erfüllt,
Die marmorweißen Tempel. Blauer Glanz
Auf allen Höfen…
(137,Z.12-16 Der Tag)
…Werden wir Vögel werden,
Im Stolze des Blauen, im Zorne der Meere weit?
(78,4 Der Morgue)
Schreibaufgabe
Cluster oder Imagination zum Motiv: Aufbruch ins Blaue. Erstellung eines Ur-Textes.
Textarbeit:
Beim Überarbeiten die sechs Kriterien expressionistischer Textarbeit berücksichtigen.
Expressionistische Schreibspiele nach F.T.Marinetti
Er(Marinetti) verbreitete die Botschaft der Parataxe, der Benutzung bloßer Substantive. Er votierte für unverbrauchte Worte. Er plädierte für die schöpferische Unordnung, die das Unbewusste deutlicher zur Sprache brachte. Damit erhob er die freie Assoziation zum Gesetz der Artikulation, auch in der Dichtung. Die folgenden Thesen(Die futuristische Literatur. Technisches Manifest)sind etwas gekürzt.
- Man muss die Grammatik dadurch zerstören, dass man die Substantive nach der Art ihrer Entstehung anordnet.
- Man muss das Verb im Infinitiv gebrauchen, damit es sich elastisch dem Substantiv angepasst und es nicht dem „Typ“ des Schriftstellers unterwirft, der beobachtet und erfindet.
- Man muss das Adjektiv beseitigen, damit das nackte Substantiv seine eigentliche Kraft behält. Das Adjektiv ist unvereinbar mit unserer dynamischen Vision, da es einen Stillstand, eine Überlegung voraussetzt.
- Man muss das Adjektiv beseitigen. Das Adverb gibt dem Satz einen langweiligen gleichmäßigen Ton.
- Jedes Substantiv muss eine Verdopplung haben, dass heißt, das Substantiv muss ohne Konjunktion dem Substantiv folgen, dem es auch in Analogie verbunden ist. Beispiel: Mann – Torpedoboot, Frau – Hafen, Menge – Brandung, Platz – Trichter, Tür – Maschinenbahn.
- Keine Interpunktion mehr. Wenn die Adjektive, Adverben, und die Konjunktion unterdrückt sind, dann macht sich die Interpunktion selbst überflüssig, in der Abwechslung eines lebhaften, durch sich selbst geschaffenen Stiles, ohne die absurde Unterbrechung, durch Komma und Punkte.
- Der Schriftsteller hat sich bis jetzt der unmittelbaren Analogie überlassen. Man muss also die Sprache zerstören: Klischees farblose Metaphern. Also fast alles.
- Es gibt keine Kategorien vornehmer, grässlicher, eleganter, ärmlicher, übertriebener oder natürlicher Bilder. Die Intuition, die sie wahrnimmt, kennt keine Rücksichtnahme oder Parteilichkeit. Der vergleichende Stil ist also unumschränkter Herrscher der ganzen Materie und ihres unumschränkten Lebens.
- Um die aufeinanderfolgende Bewegungen eines Gegenstandes darzustellen, muss man eine Kette der Analogien bilden, die er hervorruft, eine jede gedrängt, in ein kennzeichnendes Wort zusammengefasst.
- Da jede Art von Ordnung notwendig das Ergebnis eines vorsichtigen Verstandes ist, muss man die Analogien orchestrieren, verteilen nach einem Maximum von Unordnung.
- Nur der unsyntaktische Dichter, der sich der losgelösten Wörter bedient, wird in die Substanz der Materie eindringen können und die dumpfe Feindlichkeit, die sie von uns trennt zerstören. Die tiefe Intuition des Lebens verbindet Wort an Wort nach der unlogischen Entstehung, sie gibt die Hauptlinie einer intuitiven Psychologie der Materie.
Marinettis Botschaft war das Signal für die selbstanalytische Arbeit, die die Expressionisten leisteten und zugleich eine Poetik, nach der sich ihre Textarbeit richten konnte.
Spiele nach Marinettis Vorschlägen:
- Schreiben sie Sätze in der Reihenfolge der Worte, wie sie ihnen einfallen, damit die Grammatik zerstört wird.
- Schreiben sie Sätze, in denen das Verb nur im Infinitiv gebraucht wird.
- Schreiben sie Sätze ohne Adjektiv, damit jede Nuancierung beseitigt wird.
- Schreiben sie spontan Sätze ohne Adverbien, damit jede Langweiligkeit aus den Sätzen verschwindet.
- Schreiben sie Sätze in deinen jedes Substantiv verdoppelt auftritt.
- Schreiben sie einen längeren Text ohne Interpunktion. Ohne Punkt, Komma usw.
- Schreiben sie Sätze voller Klischees und ersetzen sie alle Klischees durch bisher unerhörte Metaphern.
- Schreiben sie Sätze, die die völlige Gleichgültigkeit gegen den Inhalt der Sätze ausdrücken. Schreiben sie kalt, verfremdend, ironisch, als wenn die Realität durch Neonlicht beleuchtet wird.
- Stellen sie eine Vase Blumen auf den Tisch. Sammeln sie im freien Einfall alle Analogien, die die Vase in ihnen hervorruft und montieren sie diese Analogie zu einem Text ohne Satzzeichen und Grammatik.
- Gehen sie zu einer U-Bahnstation (Bahnhof). Sehen sie sich einen Zug an, der in den Bahnhof einfährt. Sammeln sie alle Analogien, die dieses Ereignis in ihnen auslöst. Schreiben sie einen Text, in dem diese Analogien in der größtmöglichen Unordnung erscheinen.
- Versuchen sie, beliebig in der Großstadt ausgewählte materielle Objekte zu beschreiben. Die Logik der Beschreibung soll sich dabei streng nach den freien Einfällen ausrichten, die die materiellen Objekte in ihnen ganz ungeordnet auslösen.
Die Aufgaben sind angelehnt und zum Teil wörtlich zitiert aus dem Buch: Kreative Literaturgeschichte, von Lutz von Werder, Klaus Mischon, Barbara Schulte-Steinicke ISBN 3-928878-01-8
Siehe Expressionistisches Schreiben Teil I.
Naturalistisches Schreiben – Emile Zola Teil II
Posted in Schreibtechniken, tagged Antagonisten, Arbeiter, Bankrott, Dialog, Ehefrauen, Einakter, Geldhai, Geliebte, Kiez, Portagonisten, Prostituierte, Wahnsinn on 14. Oktober 2012| Leave a Comment »
Naturalistische Schreibprojekte
1.Übung: Reale Geschichten
Legen sie sich ein Heftchen an und schreiben sie alle Geschichten auf, die während einer Woche in ihrem Bekanntenkreis besprochen werden. Notieren sie jeden Abend ihre Geschichtensplitter.
(Beispiele: S.210, Kreative Literaturgeschichte,
L.v.Werder)
Aufgabe: Schreiben sie eine Geschichte, die ihren früher gestalteten Protagonisten in den Kontext einer ausgewählten erlebten Geschichte einordnet.
2.Übung: Naturalistischer Schreibstil
Der Naturalismus ist bei seiner Reproduktion der Realität auf ein minutiöses, reflexionsloses und detailtreues Schreiben angelegt. Erzählzeit und erzählte Zeit zur Deckung bringen. Das kleinste Element der Realität soll im Text mit fotografischer Genauigkeit erfasst werden.
Einige Übungen zum sekundenmäßigen Beschreiben von Details:
Dinge: Beschreiben sie ein Schaufenster, eine Tür, ein Auto, eine Verkehrsampel im Stadtteil vor Ort.
Personen: Beschreiben sie mit dem Auge einer Kamera die Begegnung von zwei Menschen.
Impressionistische Sinneswahrnehmung: Beschreiben sie z.B.: Geräusche, Gerüche oder Bewegungen, für die sie sich im „Kiez“ bestimmte Beispiele suchen (Bahnhof, Markttag oä.)
3. Übung: Naturalistische Plots
Experimentieren sie mit naturalistischen Plots. Die folgenden Plots wurden alle im Werk Emile Zolas ausgestaltet. Schauen sie sich die Plots an und entwerfen sie Plots aus der Gegenwart.
1. Verfall
In Naturalistischen Romanen enden die Handlungsabläufe fast stets in scheußlichen, tragischen Ereignissen. Zolas typische Art etwas unveränderbar zu machen, ist die Vernichtung. Die Menschen verkommen im Suff, werden wahnsinnig, krepieren an Pocken, ermorden sich zielstrebig gegenseitig, erstechen, erschlagen, vergiften, erschießen, ertränken sich, begehen Selbstmord. Wohnhäuser und Bauernhöfe verbrennen, Lokomotiven explodieren, Bergwerke versinken.
2. Seitensprung
Eine Frau zwischen Mann und Geliebtem. Der Geliebte betrügt die Frau. Der Mann verstößt sie. Sie stirbt.
3. Wahnsinn
Ein Mann wird von seiner Frau ohne Grund in eine Anstalt gesteckt, verliert dort wirklich den Verstand, ergreift die Flucht, steckt sein Haus in Brand, in dem sein Nebenbuhler umkommt.
4. Sünde eins Priesters
Priester fällt wegen Liebe vom Glauben ab. Ein Liebesverhältnis entwickelt sich. Die Kirche holt den Priester zurück, Geliebte stirbt aus Verzweiflung.
5. Intrige
Ein Außenseiter erringt eine hohe Machtposition. Er wird Opfer der Intrige einer Frau, die ihn verführt. Er stürzt. Durch Vetternwirtschaft kehrt er aber später auf seinen Posten zurück (er rächt sich?).
6. Alkoholismus
Frau mit zwei Kindern wird von Ehemann verlassen, heiratet Trinker und verkommt.
7. Prostitution
Junges Mädchen steigt zu berühmter Kokotte auf, vernichtet alle Männer durch Geldsucht und Renommierwunsch. Steht schließlich allein und verlassen da und stirbt an Pocken.
8. Aufruhr
Ein Mann wird Streikführer, der einen gewalttätigen Aufruhr zur Folge hat. Die Polizei schlägt den Aufstand nieder. Der Mann flieht, nachdem seine Geliebt in dem Aufruhr umgebracht wurde.
9. Scheitern eines Künstlers
Maler mit höchsten Ansprüchen gründet eine Malschule. Allerdings werden seine Bilder abgelehnt. Er begeht daraufhin Selbstmord.
10. Mord
In einer Fabrik verbündet sich ein Mann mit der Frau des Fabrikbesitzers. Gemeinsam ermorden sie den Fabrikanten. Dieses Motiv hat Zola noch in einem anderen Kontext genutzt: Ein Mann wird Zeuge eines Mordes. Er entwickelt mit der Frau des Ermordeten eine Beziehung und ermordet diese Frau aus „krankhafter“ Mordlust (???).
11. Bankrott
Ein Mann steigt zum Bankchef auf. Spekuliert, betrügt. Macht Bankrott und flieht.
Aufgabe:Diese Hauptplots aus Zolas Romanen könnten sie zu einer Kurzgeschichte motivieren, die allerdings in der Gegenwart spielen sollte.
4.Übung: Plots des weiblichen Naturalismus
1. Geldheirat
Eine Frau heiratet einen reichen Mann und verliert damit jede Möglichkeit der Selbstständigkeit.
2. Zwangsehe
Eine Frau findet in der Ehe keine Befriedigung, versucht auszubrechen und scheitert.
3.Neue Ehen
Eine Frau wird Künstlerin und versucht mit einem Künstler eine neue Eheform der Kreativität.
4.Befreiung
Frauen gehen keine Ehen mehr ein und werden zu sexuellen Jägerinnen und Sammlerinnen.
5. Wahnsinn
Ein Vater will die Tochter, die Künstlerin werden will, in eine Ehe zwingen. Der Mann erweist sich als Tyrann. Die Frau verfällt dem Wahnsinn.
Aufgabe: Entwickeln sie weibliche Plots, die in der Gegenwart einem naturalistischen Begriff von Realität entsprechen könnten.
5.Übung Rollenprosa: Indirekte Rede
Mit dem Wunsch der Annäherung an die Alltagssprache entstand der innere Monolog.
Aufgabe: Suchen sie sich im Stadtteil eine Straße und beschreiben sie, wie sie diese Straße als Stadtstreicher, als Alternativer, als Hund durchwandern.
6.Übung: Naturalistischer Einakter
Naturalistische Theaterstücke spielen immer in der Gegenwart, an einem Ort und in einer Zeit. Sie thematisieren das Elend der Arbeiter, der Frauen und der Künstler. Sie wollen dem Zuschauer den Spiegel vom Verfall der Verhältnisse vorhalten.
Die Protagonisten waren Arbeitermädchen am Rande der Prostitution, femme fatale, anderen Egozentrik und Kälte Familien zerbrachen. Männer, deren Potenz unsicher ist und die zum Spielball ihrer Eifersucht und ihres Frauenhasses werden. Künstler die scheitern und verhungern, Kaufleute die im Bankrott enden. Die Antagonisten der Stücke waren die Erfolgreichen: Karrierefrauen, elegante Huren, Frauenhelden, erfolgreiche Künstler, große Geldhaie.
Der Zusammenstoß ist für die Protagonisten meist tödlich. Der Sieg des Vertreters der „glücklichen“ Lebensbedingungen ist meist vorhersehbar.
Handlungsstruktur:
Anfangsdialog – Vorstellung des Protagonisten
Mitteldialog – Zusammenprall mit dem Antagonisten
Abschlussdialog – Untergang des Protagonisten
Aufgabe: Suchen sie im „Kiez“ erneut nach geeigneten Protagonisten und Antagonisten und nach einem einschlägigen Plot für ihren naturalistischen Einakter.
Beispielplots:
- Gefährdetes Arbeitermädchen wird von feministischer Sozialarbeiterin reingelegt und versinkt in der Asozialität.
- Alte Hure sucht Hilfe bei eleganter Kollegin und erntet Hohn und Spott.
- Junge Fabrikarbeiterin wird von Lebedame verführt und zur Prostitution gezwungen.
- Armer Künstler will seinen erfolgreichen Kollegen entlarven und scheitert.
- Bankrotter Kaufmann trifft auf Geldhai und wir von ihm endgültig zerstört.
– Fertigen sie eine Porträtskizze der für ihren Einakter ausgewählten und beobachteten Personen an. Fixieren sie Ort und Zeit der Handlung. Schreiben sie dann (Gruppe???) die 3 Phasen des Dialogs.
– Für den Anfangs- und Schlussdialog ist es sinnvoll, keinen Monolog des Protagonisten zu produzieren, sondern einen Dialog mit Freunden/Helfern des Protagonisten zu entwickeln. Auch diese Figuren müssen recherchiert werden.
– Die Dialoge sollten in Alltagssprache gehalten sein.
Die Aufgaben sind angelehnt und zum Teil wörtlich zitiert aus dem Buch: Kreative Literaturgeschichte, von Lutz von Werder, Klaus Mischon, Barbara Schulte-Steinicke ISBN 3-928878-01-8
Naturalistisches Schreiben – nach Emile Zola – Teil I
Posted in Schreibtechniken, tagged Antagonist, Einfühlungskraft, Figur, Gefühle, Protagonist, Schreibprozesse, Sinne, Sprache, Zola on 13. Oktober 2012| Leave a Comment »
Eine solche Schreibtechnik sieht sein höchstes Ziel in der Abbildung der „sozialen“ Naturverhältnisse. Und seine primäre Schreibtechnik, ähnlich wie die sich entwickelnde Fotografie, ist auf die Erforschung, Beobachtung und Wiedergabe der Gesellschafts- und Individualnatur ausgerichtet.
Sie besitzt folgende Schwerpunkt:
Die Benutzung der fünf Sinne: Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen.
Sie sollen alle Daten, die sich durch die äußere Realität gewinnen lassen, aufnehmen, um sie durch das schreibende Ich in eine vollsinnliche Sprache zu verwandeln. Die Einfühlungskraft soll das schreibende Ich befähigen, in die geeigneten Figuren des Milieus zu schlüpfen, um mit Sinnen und Gefühlen deren innere Welt zu sehen, zu beschreiben und zu visualisieren.
Wesentliche Schreibprozesse geschahen vor Ort:
Um die Sinnlichkeit besonders zur Sprache zu bringen, soll das schreibende Ich nicht am Schreibtisch arbeiten, sondern in der Realität, vor Ort, im Angesicht eines engen, räumlichen und zeitlich begrenzten Ausschnitts der Realität.
Die Gesellschaft soll in ihren schlimmsten Auswirkungen studiert werden:
Sinneseindrücke, Einfühlungskraft und reale Erfahrungen vor Ort vermitteln die stärksten Eindrücke dann, wenn man die Realität von ihrer schlimmsten Seite kennenlernt: Entfremdung, Verfall, Abweichung, Wahnsinn und Aggression.
Die Gesellschaft enthüllt ihr Wesen, wenn sie nach dem Standpunkt des „Überlebens der Angepassten und vom Scheitern der Unangepassten“ betrachtet wird.
Schreibübungen: 5 Sinne
Stellen sie sich an eine Straßenecke, und nehmen sie ihre Umgebung mit jeweils einem Sinn wahr. Sehen sie die Ecke, hören sie die Ecke, fühlen sie sie, schmecken sie sie, riechen sie sie. Schreiben sie einen kurzen Seh-, Hör-, Fühl-, Schmeck-, Riechtext über diese Straßenecke. Integrieren sie dann ihren Teiltext in einen ganzheitlichen Eckentext.
Identifikation
Suchen sie sich eine Person auf der Straße, in der sich das Milieu und der Druck des Kampfes um das Leben am deutlichsten zeigt. Schlüpfen sie in sie und beschreiben sie die Umgebung durch die Augen und Gefühle dieser Person.
Wörtliche Rede
Hören sie im Kiez Alltagsreden zu, z.B.: auf dem Wochenmarkt und schreiben sie sie auf.
Vor Ort
Stellen sie sich einen Ort im Kiez vor und beschreiben sie ihn. Gehen sie dann an diesen Ort und beschreiben sie ihn vor Ort. Vergleichen sie ihre beiden Texte und arbeiten sie die Unterschiede der Schreibresultate heraus.
Verfall
Suchen sie sich die schlimmste Gegend im Kiez aus und beschreiben sie sie. Beobachten sie dabei, welche Sprache sie für die Beschreibung Ihres Gegenstandes benutzen und mit welchen Klischees sie bei dieser Beschreibung zu kämpfen haben.
– Der Mensch wird durch das Milieu, Abstammung und Vererbung geprägt
– Der Naturalismus entdeckte folgende neue Bereiche für die Poesie: die Großstadt, die Fabrik, die Arbeiter und Kleinbürger, die Künstler. Er beobachtete die Prozesse der Entfremdung und Degeneration des Menschen, durch die industrielle Umwelt. Er thematisierte Alkoholismus, Sexualität, Zerfall von Ehen und Familien, Frauenbefreiung, soziale Konflikte zwischen Arbeitern und Fabrikanten, Männern und Frauen, Künstlern und Gesellschaft.
– Zola hat bei Monet(Impressionist) seine Lehre absolviert. Dort hat er gelernt, an jedem Ort, in jedem Moment und in allen Dingen sinngebenden Merkmale zu erfassen: eine Geste, ein Blick, eine Falte der Kleidung, eine Haltung, ein Gegenstand, einen öffentlichen oder privaten Hintergrund, eine Regung im Gesichtsausdruck.
Die neue Schreibmethode unter besonderer Berücksichtigung der 5 Sinne bedeutet, beobachten, interviewen, fotografieren, zeichnen und schreiben, reisen und schreiben, dokumentieren von Alltagssprache, Geschichten und Dialoge. Der Naturalist verwendet authentisches Material: Tagebücher, Briefe, Entwürfe und Skizzen. Die geschlossene Form wird aufgelöst: Prosa wird zur Reihung von Skizzen, Szenen und Impressionen.
1.Übung – Portrait einer lebenden Person im Alltag
Wählen sie einen Platz im „Kiez“. Beobachten und sortieren sie die Menschen. Wählen sie eine interessante Person und porträtieren sie sie in ihrem Milieu. Beschreiben sie ihr Temperament – ihren Gesellschaftskreis – ihren Verkehr – ihre Luft – ihre Sinnlichkeit – ihre Freizeitbeschäftigung – ihre Sprache.
Die Person, die wir im Stadtteil porträtiert haben, wird im weiteren Verlauf unserer Übung zu unserem Protagonisten.
2.Übung – Soziales Netz des Protagonisten
Wir entwerfen ein Genogramm unserer Person, einen Stammbaum über vier Generationen und treffen dabei Feststellungen über Abstammung, Vererbung und Generationenverlauf. (Siehe Zola und die Familie Rougon Macquart)
Zola war sehr gründlich. Nachdem er Charakter, Sitten, Gewohnheiten seines Helden erforscht hatte, beschrieb er ein eine Reihe von Orten an denen sich der Lebensweg des Helden abspielte.
Mit Hilfe des Genogramms und des Soziogramms können wir nun zwei Kurztexte über die familiären und sozialen Beziehungen unseres Protagonisten entwerfen.
3.Übung – Experimente mit dem Protagonisten
Wir unterstellen unserem Protagonisten, dass seine Herkunfts- und Alltagsstruktur durch z.B.: Krankheit – Arbeitslosigkeit – Ehebruch – Emanzipation usw. in seiner Rolle verändert wird. Wir beschreiben das Verhalten unseres Protagonisten auf der Basis der Veränderung seines sozialen Umfeldes und schildern alternative Reaktionsweisen: Aggression, Verzweiflung, Rückzug, Isolation usw.
4.Übung – vertiefte Erforschung des Milieus
Wir untersuchen das Milieu des Protagonisten auf Personen, die als Antagonisten in Erscheinung treten können. (Wir legen Skizzen von Lokalitäten und Personen an.) Wir achten darauf dass dieser Antagonist einen spannenden Gegensatz zu dem Protagonisten bildet. In einer anschließenden (kleinen) Skizze versuchen wir das Aufeinandertreffen und die Folgen des Konflikts zwischen unserem Protagonisten und Antagonisten zu skizzieren.
5.Übung – die Hauptfiguren der naturalistischen Prosa
Nicht mehr nur Vertreter der Oberschicht sondern hauptsächlich reale Alltagsmenschen (Antihelden) vom Angepassten bis zum Außenseiter (Seelenvagabund, Abenteurer, Renaissancemensch, rohe Typen).
Sie haben im Folgenden die Aufgabe, aus den stichpunktartigen Angaben, ein genaueres naturalistisches Personenporträt von wenigstens drei Typen zu entwickeln. Es sollte folgende Aspekte umfassen: Name, Alter, Beruf, Geschlecht, Weltanschauung, Vorlieben, Lebensperspektiven, augenblickliche Lebenskrise und Entwicklungsmöglichkeiten.
- Die alte Hure
Verlust der körperlichen Attraktivität, Selbstwertverlust, Deklassierungsgefühl, Hunger und Not, Verkauf des Körpers, um leben zu können, innerer Hass auf die Freier.
- Die Revolvermietze
Junge Hure, die sich jedem verkauft, sich als Jungfrau ausgibt, um den Preis zu erhöhen, Extraleistungen anbietet, sich fein kleidet und sich von den Freiern nicht unterkriegen lässt.
- Der Narr
Stadtstreicher, der einen religiösen Wahn entwickelt, sich als „Erlöser“ phantasiert, um seine Ohnmacht in Allmacht zu verwandeln. Eine Mischung von Einsamkeit und Verschmelzungssehnsucht mit den Massen.
- Der Phantast
Armer Dachstubenpoet, der sich im Reich der Fantasie als König fühlt und im Alltag des wilhelminischen Reiches mittellos verhungert. Arno Holz, Phantastus: Gefangen in einer Mietskaserne, hungernd und frierend, von Tod und Elend umgeben, schwingt er sich doch immer wieder auf zum Traumflug um die Welt, zum Heldenleben als orientalischer Fürst, oder als Geliebter der Aphrodite.
- Fabrikarbeiter
Der Arbeiter erschien als der Fremde, als Angehöriger eines fremden Stammes im eigenen Volk. Sie arbeiten an schlimmen, rauchigen, dreckigen Industrieplätzen, lebt er erbärmlich, von Krankheit und Hunger bedroht und leiden unter dem Verfall der eigenen Familie.
- Arbeiterfamilie
Lebt beengt in einer Mietskaserne, schlecht möbliert, Aggression, Streit, Alkohol, schlechte Nahrung, kurze Lebenserwartung.
- Der Vampir
Eine krasse Form von Nekrophilie. Während der Wache am Totenbett seiner Geliebten, verwandelt sich ein Hysteriker zum Vampir. Hysterische Ausbrüche des Unbewussten, Regression zum Kannibalismus von Naturvölkern. Samenkeime extremer Gefühle entwickeln sich in psychologischer Entgleisung.
- Muttermörder
Extreme Variante eines Familienkonflikts. Beispiel: Sohn ist asozial und aggressiv nach Kindheitstrauma und ständiger Verzärtelung durch die Mutter. Die Mutter leidet an Schuldkomplexen wegen Mordimpulsen gegen den unehelichen Sohn kurz nach der Geburt.
- Der Anarchist
Er lehnt den diktatorischen Kommunismus und den aggressiven Terrorismus ab. Er setzt auf den Sieg der Vernunft. Er glaubt: wenn sich alle nur um das eigene kümmern und jeder seine Freiheit hat, dann ist das Ideal der Herrschaftslosigkeit erfüllt.
- Der Reiche
Lebt in bester Lage, bestes Essen, große Feste, besitzt die Macht, kann sich Dirnen kaufen, um seine Lust vollständig zu befriedigen, hasst(verachtet) die unteren Schichten, fürchtet sich vor ihnen, kennt ihre Stadtteile und ihr Leben überhaupt nicht.
Falls ihnen die Figuren nicht liegen, tauchen sie in ihren Stadtteil ein und entwickeln sie naturalistische Porträts geeigneter Figuren nach der Natur.
Die Aufgaben sind angelehnt und zum Teil wörtlich zitiert aus dem Buch: Kreative Literaturgeschichte, von Lutz von Werder, Klaus Mischon, Barbara Schulte-Steinicke ISBN 3-928878-01-8